Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Brühl vor 1442 e.V.
Seit 2015 ist Frank Pohl der Vorsitzende der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Brühl vor 1442 e.V. schon 2016 kam die erste Große Aufgabe auf Frank Pohl zu, die Ausrichtung des 575. Schützen und Volkfestet. Die Schützenbruderschaft ist ein der wenigen reinen Bruderschaften die noch existieren. Mit fast 600 Jahren gehört die Erzbruderschaft zu den ältesten noch existierenden Vereinen im Rheinland. In Brühl ist Sie der älteste Verein.
Irgendwann im frühen Mittelalter gegründet, später öfter verboten, ist die St. Sebastianus Schützenbruderschaft die einzige der vielen Bruderschaften Brühls aus dem Mittelalter, die Krisen, Kriege und Katastrophen überlebte.
Die älteste Erwähnung der „broederschaft var deine broill“ findet sich im Lehnsregister des Vochemer Frohnhofs, das im Archiv der Stadt Köln aufbewahrt wird. Die in diesem undatierten Register vorkommenden Namen lassen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf 1442 als Abfassungszeit schließen. Dem Brühler Heimatforscher Fritz Wündisch ist es zu verdanken, dass diese Informationen bekannt wurden. Studiert man dazu die Bruderschaftsabrechnungen von 1514 bis 1691, die im Pfarrarchiv von St. Margareta liegen, so stellt man fest, dass auf vielen Belegen die “Sannt Sebastiani Broederschaft” erwähnt wird. Weitere Bruderschaften waren die St. Jacobi und St. Matthias-Bruderschaft. Die Namen weisen auf die Entstehung der Brühler Bruderschaften hin, bezeichnen Sie nämlich drei im Mittelalter hoch berühmte Wallfahrtsziele.
So ist die Entstehung der Brühler St. Sebastianus-Bruderschaft aus einer Wallfahrtsverbindung entstanden. Die Mitglieder verpflichteten sich, den Tag ihres Patrons festlich zu begehen, einander täglich im Gebet zu gedenken und an dem für verstorbene Brüder gestifteten Gedächtnismessen teilzunehmen.
Wie mag es wohl geklungen haben, wenn der Schützenmeister seinen hochwürdigsten und durchlauchtigsten Fürsten und Herrn gebeten hat, draußen auf dem Vogelstand den ersten Schuss abzugeben? Vielleicht so:
„Wir betrachten es als eine kurfürstliche Gnade, dass seine kurfürstliche Durchlaucht uns heute beehren wollen, und wir möchten wünschen, dass es eine vorzügliche Freude für den allergnädigsten Herrn sein wird, mit gnädigster eigener Hand Anno 1725 am Vogelschießen der löblichen Bruderschaft Santi Sebastiani allhier von em Broill teilzunehmen, und es ihm gelingen möge, den Vogel samt dem Kopfe, den beiden Flügeln und dem Sterze durch ihren gnädigsten durchlauchtigsten Schuss zu Fall zu bringen”.
Jedenfalls muss es ihm gelungen sein, sonst wäre nicht die alte Schützenkette fünfmal mit seinem Schild geziert worden. Während der Regierungszeit von Clemens August hatte die Bruderschaft die meisten Mitglieder in ihren Reihen, durch deren Adern “blaues Blut” floss. Jeder, der sich beim Fürsten einschmeicheln wollte, musste der Bruderschaft beitreten, Prinzen, Feldherren, Grafen, Kammerherren, Freiherren und Gesandte.
Das älteste Königsschild stammt vom damaligen Kurfürst Johann Gebhard von Manfeld (1562 bis 1588). Ernst von Bayern (1589 bis 1612) war gleich zweimal Schützenkönig. Josef Clemens, Onkel und Vorgänger von Clemens August (1688 bis 1723), ließ sich erst am 26. Mai 1720 in die Bruderschaft aufnehmen. Dagegen trat Clemens Augusts Nachfolger Max Friedrich von Königsegg bald nach seiner Amtsübernahme den Schützen bei, ebenfalls sein Bruder, der kaiserliche Generalfeldmarschall Christian Graf von Königsegg.
Da seit Clemens Augusts lustigen Hofzeiten die Stadtkasse stets leer war, beschloss der Stadtrat 1788 die Aufhebung der St. Sebastianus Schützenbruderschaft, um mit dem Vermögen die Stadtkasse aufzubessern, denn der Stadt ging es damals noch schlechter als den Schützen. Nach Ratsprotokollen wurden abgeliefert: “150 Reichstaler in bar, 150 Reichstaler in Schuldscheinen, eine silberne Schützenkette, woran zwei silberne Vögel, eine silberne vergoldete Medaille von Clemens August, zwei große doppelt vergoldete Schilder von Kurfürst Max Friedrich, 50 silberne kleine und große Schilder in Summe 4 ½ Pfund schwer”. Daraufhin stellten die Mitglieder der Bruderschaft vorerst einmal grollend ihre Vereinstätigkeit ein.
Die Bruderschaft hat danach den Zusammenbruch des Kurstaates, Wirtschaftskrisen, das Verbot während der französischen Besetzung sowie die von den Nazis verordnete Umbenennung in Schützenverein gut überstanden.
Ab 1945 leiteten Josef Blied und Jakob Klug den Neuaufbau ein. Unter dem Vorsitzenden Toni Wolsing (1961-1990) und Präses Oberpfarrer Philipp Lehnen (1968-1999) erlebte die Bruderschaft eine neue Blütezeit. Von 1990 bis 2015 stand Wolfgang Poschmann als Vorsitzender an der Spitze der Bruderschaft. Seit 2015 ist Frank Pohl der amtierende Vorsitzende. Unser Präses ist Pfarrer Jochen Thull.