Mobiles Brühl 23

Vier Fragen an WEPAG-Vorsitzender Frank Pohl

„Mobiles Brühl“ ist seit Jahren ein Open-Air-Publikumsmagnet in der ganzen Region. Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr besonders freuen?

Seit zwei Jahren verändern wir die Ausrichtung des Mobilen Brühl von der Autoschau hin zur Ausstellung für Mobilität. Die Autohäuser sind am präsentesten, sie verkörpern immer noch den größten Anteil an der Mobilität. Die Autohäuser zeigen auch in diesem Jahr wieder mehr Fahrzeuge mit Hybriden oder vollelektrischen Antrieben. Die aktuelle Nachfrage und die Liefersituation bremsen uns bei dem Bestreben mehr zu zeigen ein. Der Anteil reiner Verbrenner liegen unter 40%. Die Stadtwerke präsentieren ihr E-Car-Sharing und den Stadtbus. Wir zeigen Fahrräder und haben auch den ADAC mit seinem Fahrsicherheitstraining wieder mit an Bord. Auch für Menschen mit Einschränkungen werden E-Fahrzeuge, sogenannte E-Quads ausgestellt

Leider konnten sich der ADFC und die Leihrolleranbieter nicht dazu durchringen am Mobilen Brühl teilzunehmen. Das finden wir sehr schade, da doch das Fahrrad eine wichtige Größe in der Mobilitätswende ist.

Man kann den Eindruck gewinnen, dass die rot-grüne Mehrheit eine komplett autofreie Innenstadt anstrebt …

Im Koalitionsvertrag der rot-grünen Koalition kann man das ja nachlesen. Das ist ein klares Ziel der Koalition. Zeitgleich sollen jedes Jahr mindestens 50 Parkplätze wegfallen. Da passt der Belvedere Parkplatz mit seinen 240 Stellplätzen passgenau in das Konzept. Man scheut sich nicht, der nördlichen Innenstadt den größten und frequentiertesten Parkplatz für ein Experiment für fünfeinhalb Wochen zu schließen. Das geht zu Lasten der Einzelhändler, die nach Corona, Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine und explodierenden Energiekosten erst mal wieder versuchen müssen, ihr Geschäft in sichere Bahnen zu lenken. Viele Kolleginnen und Kollegen haben die schwere Zeit durch den Verzehr Ihrer Rücklagen überstehen können.

Wir haben eine Fußgängerzone. Damit diese erreicht werden kann brauchen wir Zugang für alle Mobilitätsformen. Wenn man, wie für den Herbst angekündigt ist, ein Verkehrsexperiment durchführen möchte, muss man Alternativen haben. Die gibt es im Norden der Stadt aber leider nicht, beziehungsweise wurden die alternativen Parkmöglichkeiten noch nicht aufgezeigt.

Welche Ziele verfolgt die WEPAG zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt?

Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Menschen in die Stadt zu bringen. Unsere zahlreichen Veranstaltungen, die wir seit Jahren mit Erfolg etabliert haben, dienen dazu. In Verbindung mit den verkaufsoffenen Sonntagen haben wir ein attraktives Angebot. Die Veranstaltungen ziehen immer wieder Besucher aus dem Umland an. Das führt dazu, das viele Menschen das besondere Flair unserer Perle im Rheinland entdecken und wiederkommen, auch außerhalb der Märkte.

Was sollte gegen die wachsende Anzahl an Leerständen unternommen werden?

Der klassische Einzelhandel wie wir Ihn seit Jahrzehnten gewohnt waren, wird zum Auslaufmodell. Ein Beispiel hierfür ist beispielsweise der Niedergang der Warenhäuser. Sicherlich wird es immer Handel geben, er wird sich aber verändern. Eine neue Generation von Einzelhändlern, die ein hybrides System (Online und Stationär) führen, wächst heran. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Brühl muss sich mit den Eigentürmern vernetzen und früh genug die Immobilien an den Markt bringen. Idealerweise, bevor ein Leerstand entsteht. Wir stehen dazu in Konkurrenz mit anderen Gemeinden. Förderprogramme zu nutzen, mag im Moment ein Hilfsmittel sein, kann aber auf Dauer keine Lösung sein. Politik und Verwaltung müssen ein attraktives Umfeld für Neuansiedlungen schaffen. Abschließend sage ich dazu nur: Handelsplätze müssen (!) erreichbar sein.